Als sie zu uns kam, waren dies die ersten Worte, die Lada (17) zu uns sprach: „Meine Mutter mag mich nicht, weil ich ein Mädchen bin.“ Der Rest ihrer Geschichte, nämlich dass sie kürzlich Witwe geworden sei, stellte sich nach und nach als fiktiv heraus. Lada blüht auf in der Liebe und Zuwendung, die sie bei uns bekommt. In eine Umarmung schmiegt sie sich wie ein schnurrendes Kätzchen und würde am liebsten für immer dort bleiben! Und oft haben wir uns gewünscht, sie hätte in ihrer Kindheit starke Arme gehabt, die sie schützen. Stattdessen hat ihre Mutter sie gleich nach dem Abstillen mit einem Jahr zu ihrer verwitweten Großmutter abgeschoben. Ihre Schulbildung konnte sie nicht abschließen, da Oma Hilfe im Haus brauchte.
Als sie noch recht jung war, wurde ein 65-jähriger Mann im Dorf auf sie aufmerksam und lockte sie in die nahe gelegene Kokosplantage, wo er ihr Gewalt antat. Dies wiederholte sich und sie lebte über Jahre einen Albtraum. Ihre Großmutter konnte als Witwe nichts tun, um sie zu schützen. Schließlich wurde sie schwanger und ihr Peiniger schleppte sie nach Coimbatore zu einem katholischen Heim, wo sie erzählen sollte, dass sie kürzlich Witwe geworden sei. Da dieses Heim sie nicht aufnehmen wollte, schickte man sie zu uns.
Wir haben uns riesig gefreut über dieses zarte Wesen, das sich uns nach und nach öffnete. Sie hat inzwischen einen Sohn geboren, den sie zur Adoption freigegeben hat. Unsere Seelsorgerin Neena hat sie ermutigt, doch mal zwischendurch zu versuchen, Englisch zu lernen und so begeistert stürzt sie sich in diese Herausforderung, dass sie sich inzwischen weigert, Tamil mit uns zu sprechen, was sehr zur Erheiterung auf Jeevalaya beiträgt! :) Ihren Ehrgeiz zeigt sie auch in der Schule, denn sie ist dabei, ihren Realschulabschluss nachzuholen.
Wir sind froh, wenn wir sehen, wie lebensfroh sie ist. Und doch wiegt nach all ihren Verletzungen und Traumata die Ablehnung durch ihre Mutter am schwersten. Das elementare Bedürfnis, gewollt und geliebt zu sein, konnte erst hier bei uns in ihrem achtzehnten Lebensjahr gestillt werden und es ist uns eine Ehre, zu ihrer Heilung beitragen zu dürfen.
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